Newsletter XVIII

Liebe Lords und Ladies,

heute ist der schönste Tag Eurer Woche, denn es gibt wieder einen der legendären Newsletter über das Churchfortress Castle Project in Transilvanien. Seit dem letzten Newsletter im Sommer 2018 ist viel passiert: Menschen kamen zusammen und gingen auseinander, historische und neue Baumaterialien wurden bewegt, lokale Produkte erblickten die Welt, ungewöhnliche Ideen bekamen Gestalt und Begeisterung vermehrte sich in den Köpfen. All das wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten!

Der Hochsommer startete mit dem großen Sachsentreffen in Hundertbücheln. Wie jedes zweite Jahr kamen auch heuer im August viele der ehemaligen Dorfbewohner zurück in ihre alte Heimat und gedachten der vergangenen Zeit, aber auch der Zukunft. Eindrücke in Form von Bildern und Videos findet ihr auf der Homepage unseres hervorragenden Projektpartners, der HOG Hundertbüchelns.

Gleich nach diesem Sommer-Highlight rückte auch schon wieder eine hochmotivierte Gruppe der Freunde Hundertbüchelns an um weiterzumachen, wo sie im Juli aufgehört hatte. Angeführt wurde diese Schar fröhlicher Menschen von der Münchner Landschaftsarchitekturstudentin Paula, unserer ersten Praktikantin im Verein, die uns für zwei Monate in allen Bereichen unserer Vereinsarbeit unterstützen wollte. Und was sollen wir sagen? Wir hatten mehr als Glück mit ihr! An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Dich, liebe Paula, Du warst uns eine große Hilfe und hast mit Deiner so freundlichen und liebenswerten Art unseren Herbst auf wundervolle Weise unser Projekt bereichert. Wir würden uns freuen, Dich bald wieder auf unserer kleinen Burg in Movile begrüßen zu dürfen. Für Deinen weiteren Weg wünschen wir Dir auf jeden Fall alles Gute. Es wird uns richtig schwer fallen, auch im nächsten Jahr einen so wundervollen Menschen für ein Burgen-Praktikum zu finden.

Paulas erster Einsatz erfolgte direkt nach ihrer Ankunft bei der Betreuung der Teilnehmer unseres internationalen Workshops „Minds on Landscapes“. Mit dieser Veranstaltung haben wir zum ersten Mal einen völlig unabhängigen Workshop für Studenten aus Deutschland und Rumänien abgehalten. Mit einem Organisationsteam aus sowohl deutsch- als auch rumänischsprachigen Vereinsmitgliedern und durch die hochkompetente Unterstützung unserer Freunde von linescapes schafften wir es in fünf Tagen, das Thema der Dorf- und Kulturlandschaftsentwicklung in und um unsere Burg auf akademische Weise zu bearbeiten – für uns ein voller Erfolg! Die durch Input aus verschiedenen Fachrichtungen wie Raumplanung, Freihandzeichnen, Ökologie, Architektur und Denkmalschutz bereicherten Ergebnisse dieses Workshops werden in Kürze als Broschüre auf unserer Homepage veröffentlicht. Gerne wollen wir in den nächsten Jahren auf diese Arbeit aufbauen und unsere weiteren Projekte an den neuen Erkenntnissen ausrichten. Allen Organisatoren und Teilnehmern ein herzliches „Dankeschön“ für Eure Bereitschaft und Motivation, aus dieser Woche ein bleibendes Ereignis zu machen. Und für alle die leider nicht Teilnehmen konnten: Bereits im nächsten Jahr wollen wir diesen Erfolg noch einmal wiederholen und unsere Erkenntnisse gerne an Interessierte Menschen weitergeben. Bleibt gespannt!

Die Woche unseres Workshops stand neben der fachlich-thematischen Arbeit auch unter den uns sehr wichtigen Zeichen des internationalen und interdisziplinären Austausches, da wir fest daran glauben, dass nur im Zusammenwirken der Kulturen ein stabiler und harmonischer Weg der Landschaftsentwicklung beschritten werden kann. So freuten wir uns sehr, dass wir noch einen weiteren Faden in das schon sehr dichte Programmnetz einweben konnten und eine Gruppe rumänischer ArchitekturstudentINNen aus Timişoara und Iaşi unter der Leitung unseres Freundes Eugen Vaida aus Alzen / Alțina und ihres Professors Daniel Tellman von der Fakultät für Architektur in Timişoara willkommen durften. Eine besondere Freude dieses tollen Besuches war für uns die gegenseitige fachliche Bereicherung und der Ideenaustausch an der Schnittstelle zwischen Raumplanung, Ökologie und Architektur. Wir können es kaum erwarten, einmal ein Gemeinschaftsprojekt in diesem Bereich zu starten!

Und da alle guten Dinge sind bekanntlich drei sind, haben wir im fliegenden Wechsel direkt nach dem Abzug unserer Workshopteilnehmer die dritte Studentengruppe des Jahres auf Churchfortress Castle begrüßen können. Gefangen im leckeren Duft eines über dem knisternden Feuer im Pfarrhausgarten frisch zubereiteten Kesselgulaschs mit lokal produziertem Lammfleisch stellten wir unsere Vereinsarbeit in Movile unseren Gästen der Baufachschule München unter der Leitung ihres Professors Bernd Drumm vor. Trotz vieler Ablenkungsmöglichkeiten und gefördert durch einen landschaftsplanerisch gefärbten Ausflug in das Büchelfeld drehten sich die Gespräche schon bald nur um die Fragen der möglichen Bereicherungen von Restaurierung und Raumgestaltung. Besonders gefreut hat uns die gemeinsame Erkenntnis, dass auch Landschaftselemente wie etwa Sichtachsen von Denkmalschützern beachtet werden sollten. Vielen Dank für Euren Besuch, liebe Münchner, und ein fröhliches „HabedieEhre“!

Nach einer so großen Zahl an Gästen und fachlichen Gesprächen in unserem Pfarrhaus beschlossen wir, etwas „Handfestes“ zu machen: Es war Zeit für die schon berühmt-berüchtigten Churchfortress-Ringelblumensalbe. Die Blüten der Calendula dafür haben wir bereits im Frühsommer in unserem Bett vor dem Pfarrhaus gesammelt und in Öl eingelegt. Nach circa 8 Wochen waren die heilenden Pflanzenwirkstoffe ins Öl übergegangen und zusammen mit den lokalen Erzeugnissen Bienenwachs und Honig sowie Duftölen und einer winzigen Prise Sternenstaub kredenzten wir mehr als 20 Cremedöschen Heilsalbe. Wir konnten es selbst nicht glauben, aber bereits eine Woche später waren alle Döschen bereits gegen eine Spende in die Taschen unserer Gäste gewandert und auf dem Weg in alle Himmelsrichtungen. Es wird wohl nicht zu vermeiden sein, dass unser Calendula-Beet im nächsten Jahr ein bisschen größer ausfallen wird…

Aber nicht nur duftende Heilcremes wurden hergestellt, auch Apfelmus und Marmelade aus den Früchten des Pfarrgartens wurde eingekocht, um den süßen Geschmack des Jahres 2018 zu konservieren. Wenn ihr einmal Sehnsucht nach diesem besonderen Sommer bekommt, besucht uns wieder in Hundertbücheln und lasst Euch von uns verführen!

Und da wir schon bei den Obstbäumen waren, haben wir gleich noch damit begonnen, die mehr als hundert Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Marillen und Nussbäume des Pfarrgartens mit einer erstaunlichen Vielfalt alter Sorten zu bestimmen und zu kartieren. Mit diesem Kataster ausgestattet können wir uns im nächsten Jahr der professionellen und zielgerichteten Pflege unseres wunderschönen historischen Pfarrgartens widmen.

Und schon Stand das nächste Projekt aus der Kategorie lokale Produkte aus Hundertbücheln an: Der Ausschank der im Juli gebrauten „Hundert Bierchen“ auf dem Transilvanian Brunch in Trappold / Apold. Eigentlich reicht es an dieser Stelle zu erwähnen, dass wir schon lange vor Ende des von unseren Freunden Ania und Seba eindrucksvoll organisierten Brunchs völlig ausverkauft waren. Zusammen mit den leeren Flaschen kamen sogar erste Anfragen für unser lokales Craftbeer der Chrage 2019 zurück an den Ausschank. Hmmm. Habt ihr nicht auch schon diesen lecker malzigen Duft in der Nase…?

Nach der Herstellung und der Verbreitung unserer lokalen Produkte richtete sich unser Augenmerk wieder auf den baulichen Bereich unseres so ungewöhnlichen Gemeinschaftsprojekts. Mit staunenden Augen holten wir die neuen handgefertigten Holzfenster für unser Lehrerhaus von einem Fensterbauer aus dem nahegelegenen Schäßburg ab. Mit gemeinsamen Kräften und der Hilfe weiterer Freunde Hundertbüchelns schafften wir es innerhalb weniger Tage, die alten Fensterstöcke unseres zukünftigen Vereinsheims auszubauen, zu restaurieren, und zusammen mit den neuen aber traditionell angefertigten Fenstern und Blendrahmen wieder einzubauen. Was meint ihr, sehen sie nicht wirklich hübsch aus? Wir danken allen Helfern und Spendern für Eure Unterstützung und hoffen Euch schon bald auch in das alte Lehrerhaus des Dorfes einladen zu können.

Bei dieser Gelegenheit noch ein Geheimtipp: Verpasst es nicht, auch auf den mächtigen Glockenturm unserer Burg zu gehen. Nach aktuellen Restaurierungsarbeiten der bisher etwas abenteuerlichen inneren Treppen und Zwischenstockwerken wird der Weg zur schönsten Aussicht weit und breit im nächsten Jahr um einiges einfacher und natürlich auch sicherer sein.

Trotz so viel Arbeit für das Dorf Hundertbücheln haben wir dennoch Zeit gefunden, auch einmal über die Hattertgrenzen hinauszublicken und schickten eine kleine Churchfortress-Delegation nach Holzmengen / Hosman auf den Workshop „Balance Brings Beauty: Strategies for a Sustainable Southern Transilvania“ von der Leuphana Univerity aus Lüneburg. Vielen Dank für Eure Einladung und die Möglichkeit, bei der Landschaftsentwicklung Südsiebenbürgens auch außerhalb unseres schönen Dorfes Movile mitzuwirken.

Wie ihr seht nehmen die Vereinsaktivitäten von Jahr zu Jahr zu und unser Churchfortress-Projekt zieht immer mehr Menschen in seinen Bann. Zu unserer Jahreshauptversammlung im Dezember in Berlin erwarten wir mehr als 20 aktive Vereinsmitglieder und werden die doch ganz schön bemerkenswerten Geschehnisse dieses Jahres nochmal Revue passieren lassen. Um die vielen Erfolge noch ausbauen zu können und gemeinsam weiter an einer gerechten und die natürlichen Ressourcen erhaltenden Zukunft in Hundertbücheln und dem Harbachtal arbeiten zu können, bitten wir Euch ganz herzlich um Eure finanzielle und tatkräftige Hilfe auch im neuen Jahr.

Vielen Dank für Eure Unterstützung und ein schönes Wochenende allen Lords und Ladies von Churchfortress Castle!

Die Freunde Hundertbüchelns