Ladies and Lords of Churchfortress Castle, treue und gelegentliche Fans, edle Spender, all ihr lieben Menschen im ultimativ besten Newsletterverteiler der digitalen Welt, es ist wieder soweit.
Seit unserem Wintertreffen Ende 2018 ist viel passiert. Sehr viel! Wie gewohnt wollen wir Euch in einem weiteren Newsletter auf den neuesten Stand bringen. Wir konnten es anfangs gar nicht glauben, aber ihr lest gerade unseren Newsletter N° 20! Und nochmal in Worten: ZWANZIG. Hoffentlich löst das bei Euch ein annähernd genauso prickelndes Gefühl aus wie bei uns, inklusive Schnappatmung.
Zuerst einmal eine Kundgebung. Wir ergeben uns nach langem Kampf nun doch diesem hinterhältigen Zeitgeist und nutzen weitere Kanäle für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Neben Homepage, Newsletter, Facebook und Twitter kann man uns jetzt auch auf Instagram folgen. Für alle, die eindrucksvolle Bilder mehr lieben als lange Texte wie diesen.
Und nun zum gewohnt buchstabenreichen Churchfortress-Erlebnisbericht: Die ersten Projekte des Jahres 2019 in Hundertbücheln/Movile wurden im April angepackt. Neben den allgegenwärtigen Restaurierungsarbeiten an unserem zukünftigen Vereinsheim im ehemaligen Lehrerhaus haben wir beschlossen, unseren Garten als Nutzgarten anzulegen, um unsere Besucher schon diesen Sommer mit frischem und lokalem Gemüse versorgen zu können. Dazu haben wir in Gestalt unserer Superhelden Fireman & Firewoman und mit Hilfe der tolkiengleichen Locals Dorin & Florin zuerst einen stilechten Holzzaun gebaut und dann den Boden auf schonende und traditionelle Weise mit dem Pferdepflug aufbereitet. Die Beete wurden schließlich von unserer ebenfalls mit besonderen Superkräften in Form mehrerer grüner Daumen ausgestatteten Freundin Ana-Maria — der besten Nachbarin, die man sich nur vorstellen kann — angelegt. Nach kürzester Zeit spitzten bereits die ersten Triebe von Karotten, Zwiebeln, Zucchini, Gurken, Mangold, Kartoffeln, Dill, Petersilie, Bohnenkraut, Basilikum, Rosmarin, Ringelblume und einer Vielzahl weiterer chlorophyllhaltiger Freunde aus dem Boden hervor und begannen eilig der wärmenden Frühlingssonne entgegen zu streben.
Doch nur Gemüse ist natürlich zu wenig für all die gute Laune in uns und im April ist auch die Zeit für den Schnitt und die Beschäftigung mit Obstbäumen! So turnte Fireman alias Obstbaumguru nach dem GPS-Kartieren im Pfarrgarten auf der langen Leiter herum und schaffte es in mehreren Tagen tatsächlich (nur) drei Bäume zu schneiden, damit sie die kommenden Sommer gut ohne Astbrüche und mit geschmackvolleren Äpfeln überleben werden. Sie brauchen wie wir mehr Luft, Licht und Liebe.
Darüber wurden neue Obstbäume alter Sorten im Pfarrgarten gepflanzt, um die in die Jahre gekommene Streuobstwiese ein bisschen aufzufrischen. Ein Dankeschön geht an Brunhilde Böhls mit ihrer Batullapfelbaumschule, die uns die alten Sorten organisiert hat und an Hermann Ongert bzw. die HOG Hundertbücheln, die die Bäumchen finanziert hat. Der Lehrerhausgarten „erstand“ noch Weinreben und Stachelbeeren, die wir bei einem Mondlandschaftsausflug in den abgebrannten Obstgärten oberhalb des Dorfes entdeckten. Doch damit nicht genug: Paul war ja an einem stürmisch-kalten Wintertag von Freising aus delegiert worden, um Edelreiser alter Bäume im Pfarrgarten und in Movile zu schneiden und sie in Decken und feuchten Sand gehüllt im Pfarrhauskeller frostsicher einzulagern. Fast alle überstanden die Winterliche Lagerung ohne Mäuseangriff. Sie warteten darauf, von Fireman & Firewoman veredelt zu werden (durch „Kopulation mit Gegenzunge“, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) — um die Sortenvielfalt im Dorf und Pfarrgarten zu erhalten.
Ein bisschen vorausgegriffen ein Sprung in den August: fast alle Bäumchen und Veredelungen haben den heißen Sommer überlebt und freuen sich auf einen regenreichen Herbst und Winter. Die geschnittenen Bäume stehen kräftig da und setzen wieder weiter unten an, wo man besser ernten kann und die nächsten Sortensicherungen sind schon geplant. Auf ein langes Leben und viele leckere Äpfel und köstliche Trauben in Movile!
Und da der April bekanntlich gerne zu überraschen weiß, konnten wir auch gleich noch einen weiteren Meilenstein innerhalb der Wände unserer zukünftigen Luxusresidenz erklimmen und unter den leitenden, ruhigen und bedachten Händen des lokalen Handwerkers bzw. wunderbaren Daniel Andree aus Roseln beginnen, die Hauselektrik zu erneuern und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. So müssen wir nicht mehr den Strom unserer hilfsbereiten Nachbarn anzapfen, um unsere Kreissäge und die dazugehörige Diskokugel betreiben zu können.
Und von wegen Frühjahrsmüdigkeit! An einem wunderschönen Sonnentag im darauffolgenden Wonnemonat Mai erinnerten wir uns an einen großen Erfolg aus dem letzten Jahr und holten die größten Kochtöpfe des Dorfes aus ihrem Winterschlaf. Der beliebteste Braumeister der gesamten Region rief seinen ähnlich verschlafenen Lakaien zum Einsatz und schon bald strömte ein unvergleichlicher Geruch durch das schöne Dorf der hundert Hügel… Einem seit Generationen überlieferten Geheimrezept folgend mischten wir die Zutaten Gerste und Hopfen mit dem magischen Wasser aus unserem Brunnen – unter strengster Beachtung der heiligen drei Temperaturstufen und unter stetiger Zuführung von Liebe und Dankbarkeit. Vom betörenden Geruch angezogen kamen schon nach kurzer Zeit viele Dorfbewohner aber auch weitgereiste Stadtkinder durch das geöffnete Hoftor auf ein erheiterndes Schwätzchen vorbei und überzeugten sich von den Künsten des landauf und landab bekannten Meisters. Am Ende des Tages waren natürlich alle verbleibenden Vorräte aus dem letzten Jahr aufgebraucht, aber glücklicherweise wartete zu diesem Zeitpunkt im Keller bereits die nächste Charge auf ihren Einsatz im Sommer: Hundertbierchen Vol. II erblickte die Welt.
Doch bei solch einem Schatz im Untergeschoss ist natürlich äußerste Vorsicht geboten! Während sich die einen von uns um die angereiste Delegation gleichsam freundlicher wie hochprofessioneller Landschaftsplaner und -architekten aus Deutschland kümmerten, begannen die anderen damit, den Eingang zu besagtem Keller zu restaurieren. Unter Anleitung unseres fast schon genialen und ohne Zweifel großherzigen Freundes und Vorbilds Stefan Vaida aus dem nahegelegenen Alzen mauerten und verzapften wir, was das Zeug hielt, um dem kostbaren flüssigen Gold in unseren Gemäuern auch den angemessenen Schutz bieten zu können. Natürlich kamen dabei wie immer bei unseren Einsätzen ausschließlich traditionelle Materialien zum Einsatz und es wurde nur ersetzt, was nicht mehr zu erhalten war. Gerade noch rechtzeitig war das Werk voll- und der Schatz in Sicherheit gebracht — vor all den ungeduldigen Zwei-, Drei- und Vierbeinern.
In fliegendem Wechsel rückte ob der guten Nachrichten eine neue Schar der Freunde Hundertbüchelns an und richtete ihren Blick etwas weiter nach oben. Getrieben durch Ehrgeiz, Fröhlichkeit, Leidenschaft und Teamgeist – möglicherweise aber auch der Angst vor dem nächsten Winter – scharte eines unserer sagenhaften Burgfräuleins für den bis zum heutigen Tage nachwirkenden Crackworkshop zahlreiche helfende Hände um sich. In Windeseile und unter Aufwendung aller verfügbaren Kräfte sowie eines magischen Lehm-Wasser-Gemisches wurde der bis dato äußerst schmerzhafte Riss im Herzen unserer gemeinsamen Zukunft geflickt. Das Ergebnis kann sich, so die frohe Kunde, sehen lassen. Chapeau!
Und wenn man schon mal in solch einem Flow ist, sollte man auch nicht nachlassen, oder? Also ging es im Juni direkt weiter am Lehrerhaus und die zweite Runde unserer neuen, nach dem Original rekonstruierten Doppelholzfenster wurde fachmännisch vom Schreiner unseres Vertrauens eingebaut. Kaum zu glauben, was für ein Gefühl unsere tapferen Recken nach dieser Zeit der großen Triumphe erfasste! Die Herolde und Minnesänger aus allen Teilen des Kontinents hatten allerhand zu tun, um diese Heldentaten gebührend zu ehren. Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals von ganzem Herzen bei unsren edlen Spendern, die es uns erlauben, unser Vereinsheim zu einem ganz besonderen Ort werden zu lassen! Selbst das größte Herz zahlt keine Rechnungen…
Und da der Sommer genauso an Fahrt aufgenommen hatte, wie die Lords und Ladies von Churchfortress Castle, klopfte auch schon der Juli an und bat um seine versprochenen Abenteuer. Was sollen wir sagen? Er wurde nicht enttäuscht! Unterstützt von unseren famosen Partnern des alten Sächsischen Volkes und unter fachmännischer Aufsicht eines unter-, hinter- und gleichzeitig niederbayrischen Neuadligen wurde weiter geschraubt, gemörtelt, geputzt, geschweißt, gesammelt und gebimmelt! Zuerst entstand eine neue Feuerstelle im Pfarrgarten, mit ausreichend Platz für die bisher etwas beengten, aber legendären Lagerfeuerabende unter dem unvergleichlichen und herzerweichenden Sternenhimmel am Fuße unserer schönen Burg. Ein herbeigeeilter Fachmann aus dem nahegelegenen Agnita wölbte sich daraufhin unter das Dach des Lehrerhauses, wies uns ein in die Kunst des siebenbürgischen Gaubenbaus und sicherte sich so die ewige Freundschaft der Edlen zu Hundertbücheln. Danke, Wölbi, für deine spontane Hilfe, wir lieben unsere neue Gaube sehr und werden uns größte Mühe bei der zweiten geben!
Die Mitte des Julis wurde mit einem unvorhergesehenen Schlag eingeleitet. Plötzlich verstummte die große Glocke aus dem 15. Jahrhundert und gab trotz größter Sorgfalt am Seilzug nicht mehr das leiseste Tönchen von sich – der Schlegel hatte sich aus seinem ewigen Gefängnis befreit, um auch einmal einen Blick in das schöne Harbachtal zu werfen. Schnell waren Fachkundige ausgemacht, ein versierter Schmied gefunden, ein neuer Ring angeschweißt und der Schlegel fand ohne größeres Murren zurück an seinen angestammten Platz. Welche Freude unsere beiden Meisterglöckner Horst und Michael erfasste, als der über fünfhundert Jahre alte Klang wieder durchs Tal schwebte, lässt sich nur erahnen.
Getragen von dem süßen Klang machten wir uns daran, die Turmuhr zu reinigen und auf Schadstellen zu untersuchen. Sowohl Laien als auch Experten vermuten, dass es möglich ist, das weithin sichtbare Zeitmessgerät am — im Verhältnis zu anderen Burgen der Gegend — durchaus mächtigen Glockenturm schon bald wieder zum Laufen zu bringen und die stehen gebliebene Zeitmessung wieder zu aktivieren.
Der Abschluss unserer ersten Halbzeit in diesem Jahr war dufte und trieb die schönsten Blüten! Unter großen Aufwand wurden im unsichtbaren Nebel der hundert Büchel einige der heilsamsten und wohlriechendsten Kräuter gesammelt und anschließend in neu gebauten Trockenrahmen zur späteren Weiterverarbeitung verwahrt. Propolis von den fleißigen Büchelbienchen wurde zermörsert und mit Palinka vermischt und Calendulablüten in Öl angesetzt, um Tinkturen und Cremes herzustellen. So werden Krankheiten, Fäule und Siechtum auch in diesem Jahr keinen Platz in und um unsere magische Burg in Hundertbücheln haben!
Und kurz vor der Veröffentlichung dieses Newsletters schwirrte noch eine weitere grandiose Kunde herein: Bei Bauarbeiten im Dorf geschah wirklich magisches – der Bagger rang dem Boden vor dem Pfarrhaustor einen kreisrunden, fast zwei Meter im Durchmesser spannenden „Trovanten“ (Sandsteinplatte) ab. Ist sie ein alter Tisch, ein monumentaler Trittstein der Pforte zum Pfarrgarten oder haben die Riesen aus den Bücheln unsere Kirche nur knapp mit ihrer Diskusscheibe verfehlt? Und wer hat sie herausgefordert? Das gilt es noch herauszufinden… Fest steht jedoch, dass gegen eine angemessene Entschädigung die 500 Kilo schwere Platte in den Pfarrhof transportiert wurde und dort bald als riesiger Tisch für die kommenden Jahrhunderte Zeuge stehen wird. Norok, Helfgott, Prost!
Und kaum ist dieses Pamphlet per Postkutsche auf dem Weg in die entlegensten Winkel der Länder, macht sich schon das nächste Team inklusive Präsidenten, Hofnarr und Braumeister auf den Weg ins schönste Dorf des Harbachtals. Es warten wieder neue spannende Abenteuer, Geschichten und Gefahren.
PS: Wir würden gerne im kommenden Frühjahr mit Churchfortress e.V. an der Umweltwoche 2020 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt teilnehmen, um unser Projekt im Schloss Bellevue zu präsentieren. Die Standgebühren betragen für den kleinsten Stand 1.600 €. Wir suchen dafür noch Mäzeninnen und Mäzenen und sind für jede Spende dankbar!