Newsletter XXV

Liebe Lords und Ladies, Freunde und Freundinnen Hundertbüchelns, und wieder einmal ist er zu Euch ins digitale Haus geflattert, der aktuelle churchfortress-Newsletter mit der Nummer 25. Und wieder einmal ist viel passiert, seitdem Ihr die letzten Neuigkeiten gehört habt aus dem Dorf der hundert Hügel im Herzen Transylvaniens! Wie bereits voller Vorfreude im Ausblick des letzten Rundbriefs angekündigt, fand sich Ende August eine hochmotivierte Gruppe der European Heritage Volunteers auf unserer Kirchenburg ein, um uns mit der Reparatur der Burgmauer zu helfen. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei diesen Menschen um Freiwillige aus aller Welt, die ihre Arbeitskraft freiwillig zur Verfügung stellen, um zur Erhaltung des Kulturerbes beizutragen. Bereits Wochen vorher starteten unsere Vorbereitungen und wir organisierten das notwendige Material, die Verpflegung, zwei technische Experten für die denkmalschutzgerechte Ausführung der Arbeiten und die weitere notwendige Logistik. Die Unterkunft im Hundertbüchler Gästehaus (das ehemalige Pfarrhaus des Dorfes) wurde dankenswerterweise von der HOG Hundertbücheln für dieses Projekt kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Materialien übernahm die evangelische Landeskirche in Hermannstadt, weshalb wir mit Fug und Recht behaupten können, einmal mehr ein tolles Kooperationsprojekt auf die Beine gestellt zu haben. Da wir versuchen wollten so viele Lebensmittel wie möglich aus dem Dorf zu beziehen, drehten wir im Vorfeld unsere täglichen Dorfrunden und inspizierten die Gemüsegärten hinter den Hoftoren, lobten die freilaufenden Hühner der Nachbarschaft, streichelten zahlreiche Kühe, organisierten vier Pferdewägen für die obligatorische Bücheltour und heizten einen großen Holzofen für das unvergleichliche Hausbrot an. Zum Glück erklärte sich unsere erfahrene Köchin Tante Doina bereit, die Zubereitung von traditionell siebenbürgischen Spezialitäten an einigen der bevorstehenden Arbeitstagen zu übernehmen. Und so kamen sie dann auch, die elf Freiwilligen aus acht verschiedenen Ländern. Zur allgemeinen Überraschung hatten sich nur Frauen für dieses Projekt angemeldet, und durch unsere Erfahrungen der letzten Jahre wussten wir, dass das – anders als von manchen befürchtet – ein gutes Zeichen für ein solches Restaurierungsprojekt ist. Ebenfalls ein gutes Zeichen war, dass unsere beiden aus zahlreichen Newslettern bekannten Freunde Stefan Vaida und Ionut Dobra als technische Experten zugesagt haben, mit ihrer großen Erfahrung sowohl im Denkmalschutz als auch in der Arbeit mit Freiwilligen die beiden geplanten Baustellenteams anzuleiten. Nach einer kurzen Kennenlernnacht ging es auch am Montag früh direkt los auf die Baustelle an der Burgmauer, die weniger als hundert Meter entfernt von ihren Betten lag. Die erste Arbeit bestand darin, die Einsturzstellen von den bereits aufgewachsenen Gehölzen und die soliden Mauerteile von lockeren Steinen zu befreien. Auf diese Weise wuchsen die beiden Löcher erstmal auf das doppelte ihrer Größe an, aber schließlich wollen wir ja nicht im nächsten Jahr schon wieder Hand anlegen müssen. In den folgenden Tagen lernten die Freiwilligen, wie man denkmalschutzgerechten Mörtel aus Sand, Sumpfkalk, Wasser und hydraulischem Kalk mischt und wie dieser mit den Natursteinen zusammengefügt wird. Schon bald schrumpften die beiden Löcher wieder merklich und die Mauer nahm Schicht um Schicht Gestalt an. Als Ausgleich zu der schweren körperlichen Arbeit nahmen wir uns auch die Zeit, um Land und Leute kennenzulernen und den Kontext, in den das Denkmal eingebettet ist, besser zu verstehen. Zusätzlich zur Kutschenfahrt zum Sonnenuntergang in das Büchelfeld besuchten wir unter anderem einen Handwerkermarkt am Ostrand Siebenbürgens, auf dem weitere alte Handwerkstechniken unter professioneller Anleitung erlernt werden konnten. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an unsere beiden Experten Stef und Ionut, die nicht müde wurden, vor, während und nach der Arbeit interessante Geschichte aus ihrer Heimat zu erzählen und maßgeblich zur ausgelassenen Stimmung und zum Gelingen des Projekts beitrugen. Nicht nur einmal hörten wir von den fleißigen Freiwilligen, dass ihr Aufenthalt in Hundertbücheln einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und so freut es uns noch mehr, dass sogar ein Filmteam des rumänischen Senders TVR+ zu Besuch kam, um eine Reportage über das Projekt zu drehen. Sobald diese veröffentlicht wird, könnt ihr sie natürlich sowohl auf unserer Homepage als auch auf unserer Facebookseite ansehen und Euch selbst einen Eindruck von diesem tollen Projekt machen. Während die Mauerarbeiten sich zügig dem Ende näherten, machten sich unsere Vereinsmitglieder schon an das nächste Projekt! Nachdem unser erstes Theater im Mai auf sehr großes Interesse nicht nur unter den Kindern des Dorfes gestoßen ist, wir nicht nur einmal um eine Wiederholung gebeten wurden und wir dann auch noch sahen, dass einige Kinder sogar das kleine Herz aus dem letzten Stück bei sich trugen konnten, auf das sie gut aufpassen sollten, konnten wir nicht anders. Wir begannen mit den Vorbereitungen für das zweite Theaterstück, auch wenn wir noch nicht alle Spenden dafür gesammelt hatten. Zuerst galt es zusammen mit dem hochtalentierte Theaterduo von S’artR einen passenden Termin zu finden, und so hieß es rechtzeitig zum Ende der langen rumänischen Sommerferien: Spectacol pentru Movile! Wie schon im Mai strömten Jung und Alt in den großen Gemeindesaal neben der Kirchenburg, den uns die HOG für dieses Projekt wieder kostenlos zur Verfügung stellte, und alle folgten mit großen Augen den spannenden Abenteuern des angstlosen Ritters Ionică (Cavaler fără frică). Zur Überraschung vieler war diesmal allerdings nach der interaktiven Aufführung noch lange nicht Schluss, da unsere Freunde von S’artR noch einen Bastelworkshop veranstalteten, bei dem die Kinder aus Tischtennisbällen, Schaschlikspießen, Pappbechern, Wolle und Krepppapier in allen erdenklichen Farben beeindruckende Geister erschufen. Wir sind uns sicher, dass viele von ihnen darauf ähnlich achtgeben werden, wie auf das kleine Herz des Prinzen. Und wie schon beim Burgmauerprojekt könnt Ihr Euch auch von diesem Projekt noch einen tiefergehenden Eindruck verschaffen! Dazu müsst Ihr nur ab dem ersten Dezember auf der Seite www.rumaenienadventskalender.de aufmerksam jeden Tag ein Türchen öffnen… Und als ob der September für unser churchfortress Projekt nicht schon erfolgreich genug verlief, dauerte es nicht lange und eine weitere Gruppe unserer nimmermüden Vereinsmitglieder fand sich bei bestem Herbstwetter zur nächsten Baustelle in Movile ein. Nachdem im Verlauf des Jahres bereits der Eichenholzrahmen zusammengebaut, die Planken zurechtgesägt und alles zusammen grundiert sowie die passenden Schrauben gesucht und nach aufwendiger Recherche auch gefunden wurden, war es nun an der Zeit, unser neues Hoftor zu montieren und endlich in die Angeln zu heben. Einmal mehr zeigte sich, dass trotz größter Sorgfalt in der Vorbereitung und hinzugezogener fachmännischer Expertise nicht alles perfekt sitzen kann bei einer solchen in traditioneller Handarbeit ausgeführten Konstruktion. Also wurde wieder gesägt und gehobelt, bis es schließlich passte und das schwere Tor seinen vorgesehenen Platz einnehmen konnte. Und wie es passte! Doch was ist ein Tor ohne Schloss und Riegel? Für diesen letzten, aber entscheidenden Schritt kam unser Freund und Holzbauexperte aus dem nahegelegenen Großschenk / Cincu zu Hilfe. Da auch in diesem Schritt die Maße nur theoretisch perfekt stimmten, statteten wir dem Schmied unseres Dorfes einen Besuch ab und baten ihn um Rat und tatkräftige Hilfe. Und so wurde auch dieses Problem traditionell schnell gelöst, und das ungleiche Trio aus Metall und Holz und Backstein konnte zu einer formvollendeten Einheit zusammengeführt werden. Da strahlt es nun nach mehr als einjähriger Bauzeit in weiß und blau, unser neues Tor zum Lehrerhaus, und beeindruckt nicht nur seine Baumeister. Nach diesem trubeligen Herbstbeginn kehrte erstmal ein wenig Ruhe ein auf unseren Baustellen, und es blieb Zeit zur Vorbereitung unseres alljährlichen Wintermeetings und der zweiten Auflage der 2020 ins Leben gerufenen Movile Box. Nach dem großen Erfolg der Movile Box im letzten Jahr konnten auch heuer wieder einige lokale ProduzentInnen gewonnen werden, um ihre leckersten Produkte zusammenzutragen, sie mit einer kräftigen Weihnachtsgeschickte aus dem Dorf zu würzen und alles gemeinsam auf Stroh aus den Scheunen zu betten und es als Weihnachtsgeschenk in einer umweltfreundlichen Schatzkiste aus Graspapier in die ganze Welt zu verschicken. In diesem Jahr sind bereits alle verarbeiteten Lebensmittel vom rumänischen Amt für Lebensmittelsicherheit getestet und zertifiziert worden. Jede Movile Box kostet 40 € zzgl. 10 € Versand, für weitere Infos sowie Bestellanfragen könnt Ihr eine Mail an movilebox@gmx.de schicken. Die Organisatoren arbeiten daran, dass dieses erste Gemeinschaftsprodukt schon bald alle rechtlichen Auflagen für einen offiziellen Vertrieb erfüllt und in die Hände unseres Vereins übergehen kann. Alle Einnahmen werden für den Erwerb der Produkte von den ProduzentInnen bzw. für Verpackung und Versand verwendet. Sollte Geld übrigbleiben, wird es ausschließlich für die Weiterentwicklung der Movile Box verwendet oder als Spende an den Verein gegeben. Die Movile Box gibt es nur solange der Vorrat reicht! The organizers of the project are working to ensure that this first community product meets all the legal requirements for official distribution and so it can pass it into the hands of our association. All proceeds will be used to purchase the products from the producers or for packaging and shipping. If there is any money left over, it will be used exclusively for the further development of the Movile Box or given as a donation to the association. The Movile Box is only available while stocks last! Und auch wenn Eure Enttäuschung groß sein wird, aber ihr lest gerade bereits den letzten Absatz dieses Newsletters. Deshalb haben wir uns das Beste zum Schluss aufgehoben: unser legendäres churchfortress-Wintermeeting. Zu unserem traditionell im November abgehaltenen und vor positiver Energie sprudelndem Jahrestreffen fanden sich 16 Freunde Hundertbüchelns aus allen Himmelsrichtungen im ehemaligen Pfarrhaus des mittelfränkischen Dorfes Fiegenstall ein und steckten ihre Köpfe zusammen. Gemeinsam ließen wir das vergangene, aufregende Jahr Revue passieren und besprachen die anstehenden Projekte für das Kommende. Außerdem reflektierten wir unsere Vereinsziele und unsere Herangehensweisen, begrüßten unsere neuen und auch die vorübergehend verschollenen Vereinsmitglieder und pflegten unsere über allem stehende Gemeinschaft. Seid gespannt, welche Überraschungen unser kleines Burgprojekt im zauberhaften Dorf der hundert Hügel für das kommende Jahr bereithalten wird! Natürlich freuen wir uns sehr über jede Form der Unterstützung, ganz egal ob klingende Münze, motivierende Worte oder helfende Hände. Macht‘s gut, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal! Eure churchfortress-Crew