Obstgarten Kirchenburg

Status quo

Die charakteristische, extensiv genutzte Streuobstwiese innerhalb des Kirchenburg-Ensembles weist hunderte, charakteristische Einzelbäume auf. Den Hauptanteil machen Apfel- und Zwetschgenbäume aus, vereinzelt sind Birn-, Kirsch- und Walnussbäume zu finden. Da zuletzt wohl in den 1970er und 1980er Jahren von sächsischen DorfbewohnerInnen neue Obstbäume im Pfarrgarten gepflanzt wurden, ist der Baumbestand überaltert – nur Hauszwetschgen wurden durch die derzeitigen PächterInnen kontinuierlich nachgepflanzt.
Heute prägen die von Wind und Wetter gezeichneten, monumentalen Altbäume den verwunschenen Charakter des Pfarrgartens. Abgestorbenen Äste und Stammhöhlen bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten – darunter Kleiber, Specht, Eule und Käuz, Fledermaus, Hornisse, Wildbienen und viele mehr. Die Apfel- und Birnensorten sind überwiegend alte Sorten – unter anderem wohl der siebenbürgische, bis Mai lagerfähige Batullenapfel (Batul), der rot-geflammte Charlamowski, Gustav Dauerapfel und Goldparmäne.

Ertragreiche Jahre wie 2018, als die Bäume übervoll mit Früchten behangen waren, oder aber Neuschnee und schwere Winterstürme beschleunigen das Ableben der alten Bäume. Große Astpartien oder ganze Bäume brechen unter der Last, da sie in Folge fehlender Pflege in den letzten Jahrzehnten früh vergreist sind und an Stabilität verloren. Durch die Bestandsüberalterung droht zudem auf langfristige Sicht der langsame, aber sichere Verlust der Streuobstwiese sowie ihrer tierischen Bewohner und der alten in Transsilvanien heimischen Obstsorten: Ohne eine bald beginnende, kontinuierliche Nachpflanzung junger, mittel- und hochstämmiger Obstbäume wird ein Großteil der charakteristischen Bäume absterben.

Ziel/Konzepte

Ziel von Churchfortress ist es, in einem ersten Schritt den Zustand des Obstbaumbestands und des Lebensraums „extensive Streuobstwiese“ im Pfarrgarten zu kartieren. Damit soll eine transparente Entscheidungsgrundlage geschaffen werden, auf deren Basis je nach individuellem Baumzustand und Potential gezielt Pflegemaßnahmen durchgeführt werden können. Parallel dazu wird – unter Berücksichtigung der Habitate im Totholz und unter Einbeziehung interessierter DorfbewohnerInnen – mit vitalitäts- und stabilitätsverbessernden Schnittmaßnahmen begonnen. Um den langfristigen Fortbestand des Obstgartens im Kirchenburg-Ensemble zu sichern, werden resistente, starkwüchsige Sämlingsunterlagen (rum.: portaltoii generativi din semintele) mit Edelreisern interessanter Sorten aus dem Pfarrgarten veredelt und an geeigneter Stelle im Garten oder als Straßenbäume nachgepflanzt.

Ergebnisse und Ausblick

Im September 2018 wurde mit der Kartierung der ersten 15 Altbäume begonnen und 120 Baummarken montiert. Habitus, Früchte und Habitate der ersten Bäume wurden systematisch beschrieben und in Bildern erfasst. 2019 soll die Markierung der Bäume im Pfarrgarten abgeschlossen werden und die detaillierte Bestandsaufname weiter voranschreiten. Im Frühjahr sollen zudem erste Pflegemaßnahmen an ausgewählten Bäumen durchgeführt werden.

Mittelfristig ist das Ziel, die Kartierung der Obstsorten- und Artenvielfalt im Pfarrgarten einem breiteren Publikum in Form einer Webdatenbank zugänglich zu machen und damit für die Vielfalt und den Erhalt artenreicher Streuobstwiesen zu sensibilisieren. Eine pomologische Sortenbestimmung durch Experten wäre langfristig erstrebenswert, um seltene Lokal- und Regionalsorten aufzuspüren und gezielt zu vermehren.