Newsletter XXVII

Liebe Lords und Ladies,
Freunde und Freundinnen Hundertbüchelns,

die churchfortress-Bienen waren in den letzten Wochen so fleißig, dass sie vergessen haben einen der legendären Newsletter zu schreiben. Daher kommt Nummer 27 mit etwas Verzögerung. Den ersten Entwurf dafür verfassten wir noch bei strahlendem Sonnenschein, die mächtige Kirchenburg im Rücken. Leider haben wir zwischenzeitlich ein großes Unglück erfahren, weshalb wir Euch um Eure Unterstützung bitten werden. Dazu später mehr…

Die ersten von uns sind schon im April in nach Hundertbücheln gekommen, um die Ruhe des wundervollen Ortes zu genießen. Es war doch eher kalt und nass, dafür konnten wir uns über eine erste vollendete Baustelle am Lehrerhaus freuen. Daniel, ein Freund aus dem Dorf, hat mit einigen Helfern einen großen Wandabschnitt neu aufgemauert, verzahnt sowie ein neues Fenster in der Küche eingesetzt. Ein großer Schritt auf dem Weg zu unserem zukünftigen Vereinsheim, das wir in den kommenden Jahren dazu nutzen wollen, viele weitere Dorfprojekte umzusetzen. Noroc!

Da wir mit Daniels Arbeit sehr zufrieden waren und wir durch die Beauftragung lokaler Handwerker die Wertschöpfungskette im Dorf stärken, hat auch unsere Kamingruppe  nach ihrer Ankunft im Mai eine Baustelle mit ihm geplant: Das Aufmauern des Küchenkamins in traditioneller Bauweise mit Kalkmörtel und recycelten, handgemachten Backsteinen. Durch die Unterstützung unserer Restaurierungsarbeiten durch Daniel und seiner tüchtigen Equipa konnten wir die Baustelle in nur wenigen Tagen vollenden und gemeinsam auf den Erfolg anstoßen. Jetzt brauchten wir nur noch einen Ofen, damit es im ehemaligen Lehrerhaus auch im Winter warm wird. Wie die Dinge hier in Transylvanien  häufig funktionieren, kam der passende Ofen direkt zu uns. Danke einmal mehr an unseren Freund, Stefan Vaida, der an einem Lagerfeuerabend vor der Kirchenburg von unserer Suche erfuhr und ohne zu zögern seinen gebrauchten Schwedenofen zur Verfügung stellte.

Im letzten Winter hatten wir leider ein undichtes Wasserrohr und Wasserabdrehhahn, weshalb es in der Lehrerhausküche etwas nass wurde. Die undichten Stellen wurden nun im Frühjahr schnell gefunden und repariert. Auch der Schacht für die Pumpe, die das Abwasser in unsere Pflanzenkläranlage bringt, war nicht so stabil wie erhofft, weshalb ein grandioses Team eine Woche lang einen neuen Schacht errichtete und die Kläranlage mit weiteren Pflanzungen ergänzte. Super hilfreich dabei war ein Duss-Steinmeissel, der samt vieler anderer praktischer Werkzeugen von Hermann Buncsak und unserem Fördermitglied Markus Roepke gespendet wurde. Vielen herzlichen Dank für Eure Unterstützung, ohne die viele unserer Projekte nicht möglich wären!

Ein weiteres wichtiges Thema ist für uns in diesem Jahr die Statik des Lehrerhauses, da wir im Zuge der bisherigen Restaurierungsarbeiten einige Probleme an dem  Haus bemerkt haben. Daher haben wir uns seit dem Winter intensiv mit Fundamenten, Entwässerungsplanung, Gewölberissen und Tragbalken auseinandergesetzt. Professionelle Hilfe bei der Einschätzung der statischen Probleme kam von unserem Freund Sebastian Bethge, Handwerker und Denkmalpfleger aus dem benachbarten Trappold. Die gute Nachricht: Das Lehrerhaus steht noch ganz gut da! Dennoch gibt es auch nach großen Fortschritten in den letzten Jahre noch einige Risse im Mauerwerk, denen wir uns gewidmet haben.

Um Schäden am Haus zu vermeiden und die zur Restaurierung aufgewendeten Spenden nachhaltig einzusetzen, steht ein weiteres Projekt an: Wir  wollen noch in diesem Jahr gemeinsam mit einem Experten aus der Region neue Regenrinnen am Haus anbringen, die unter anderem verhindern, dass das Regenwasser ins Fundament sickert. Auch bei diesem Vorhaben wollen wir uns bei einem unserer Fördermitglieder ganz herzlich bedanken! Als Anatol hörte, dass wir nur aufgrund des sinkenden Vereinskontostandes das Regenrinnenprojekt vorerst nicht umsetzen können, zögerte er keine Minute und stellte uns die dafür nötigen finanziellen Mittel bereit.

Eine traurige Nachricht erreichte uns von unserem Freund Victor aus dem nahegelegenen Pretai / Brateiu. Der aus früheren Newslettern bekannte Kupferschmied vom Stamm der Cortorar war mit seiner Familie in einen Autounfall verwickelt, bei dem sich Victor und seine Frau schwere Verletzungen an Beinen und Wirbelsäule zuzogen. Die Kosten für die notwendigen Operationen übersteigen die finanziellen Mittel der Familie bei weitem. Wir würden Ihnen gerne über unsere privaten Spenden hinaus helfen. In unserem Restaurierungsplan für das Lehrerhaus ist in jedem Raum jeweils eine große Leuchte mit einem handgefertigten Lampenschirm aus Kupfer vorgesehen. Der Plan sah vor, unseren befreundeten Meister der Kupferverarbeitung in einem der kommenden Jahre mit der Herstellung zu beauftragen, wenn die wichtigsten Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind. Da Victor aufgrund des schweren Unfalls jeden Auftrag gebrauchen kann, wollen wir in den Reihen unserer edlen Lords und Ladies SpenderInnen suchen, die für uns die Finanzierung übernehmen. Damit könnt Ihr sowohl das regionale Handwerk unterstützen als auch einer Familie in Not helfen. Die Kosten belaufen sich auf 350 Euro für jedes der drei Einzelstücke, die Gesamtkosten des Auftrags dementsprechend 1.050 Euro.

Neben den vielen Projekten rund um das Lehrerhaus sind unsere Vereinsmitglieder auch  in und um das schöne Dorf Hundertbücheln aktiv. Was uns seit Jahren immer größere Sorgen bereitet, ist die stetig wachsende, intensive landwirtschaftliche Nutzung in den geliebten Bücheln. Es wird mehr und mehr Gift gespritzt und kleine Felder werden durch einen Agrarinvestor zu einem immer größeren Maisacker zusammengelegt. Im Frühling wurde sogar der Fuß eines Büchels mit schweren Maschinen abgegraben. Mit dem Aushub wurde ein kleines Feuchtgebiet rücksichtslos verfüllt und umgepflügt, um den Intensivacker an dieser Stelle um einige wenige Reihen zu vergrößern. Ein unwiederbringlicher Verlust von einzigartigen Lebensräumen (z.B. für die stark bedrohte europäische Sumpfschildkröte und viele weitere seltene und bedrohte Arten) in einem nach europäischem Recht ausgewiesenen Schutzgebiet. Auch viele Menschen im Dorf zeigen sich besorgt. Um zu verhindern, dass möglicherweise irreversibler Schaden in dem Natura 2000 Schutzgebiet entsteht, stehen wir in Kontakt mit der neu gegründeten Peisaj Deschis Federation („Offene Landschaft“). Vorangetrieben wird diese Initiative unter anderem von unserem Vereinsmitglied Vicky. Darüber hinaus versuchen wir alle Kanäle zu nutzen, um die lokalen Behörden und eine größere Öffentlichkeit auf die fortschreitende Zerstörung eines beeindruckenden Naturwunders aufmerksam zu machen.

Ein bisschen Zeit hatten wir daneben noch, die Magie Hundertbüchelns auf uns wirken zu lassen. Bestens versorgt mit Käse, Eiern und Brot aus dem Dorf genossen wir die Sonne und die lauen Nächte am Lagerfeuer mit Freunden!

Kurz nachdem wir unsere erfolgreichen Projektwochen im ersten Halbjahr beendet und sich die fleißigen Freunde Hundertbüchelns in alle Windrichtungen zerstreut hatten, erreichten uns dann schwer erträgliche Nachrichten und Bilder aus Movile. Letzten Donnerstag öffnete der Himmel seine Schleusen und wohl selten dagewesene Regenfälle fielen rund um das Dorf. In kurzer Zeit verwandelten sich die kleinen Bäche und Gräben des Dorfes an in reißende Ströme und traten über die Ufer. Die Wassermassen entwickelten eine unvorstellbare Kraft und rissen weg, was ihnen im Weg stand. Nachdem der Regen endlich nachgelassen hatte, wurde die zerstörerischen Kraft des Wassers deutlich. Entlang einer Schneise durch die Dorfmitte gibt es schwere Schäden: Keller liefen voll, Wege und Brücken wurden unterspült, Hoftore aus den Angeln gehoben und fortgetragen, Gebäude beschädigt, Zäune aus der Verankerung gerissen, unsere Pflanzenkläranlage wurde komplett abgetragen, Hühnerställe waren mitsamt den Tieren verschwunden und eine mehrere Zentimeter dicke Schlammschicht legte sich über die tiefergelegenen Flächen. Wie bei allen Nachbarn wurde auch unser Gemüsegarten verwüstet. Zum Glück konnten sich aber alle Dorfbewohner in Sicherheit bringen. Noch sind die Schäden nicht in Gänze absehbar, aber uns ist heute schon klar, dass nicht nur im Lehrerhaus viel Arbeit in einer Nacht zerstört wurde.

Diesen Schock müssen wir nun erstmal verdauen und uns die Schäden ansehen. Aber wir werden uns kurz kräftig schütteln und uns schon bald an den Wiederaufbau machen. Die ersten Freunde Hundertbüchelns sind bereits dabei aufzuräumen und die Schäden zu beseitigen. Falls ihr uns dabei helfen könnt und wollt, nie war Eure Unterstützung so willkommen wie in diesen Tagen. Wir möchten dieses Mal auch den Menschen aus dem Dorf, die es am härtesten getroffen hat, zügig und unbürokratisch helfen.

Da wir als gemeinnütziger Verein keine Privatpersonen unterstützen dürfen, können wir dies leider nicht über den Verein machen und auch keine Spendenquittungen ausstellen. Um die Hilfe trotzdem zu ermöglichen sammeln wir eure Unterstützung über das Konto unseres Vereinsmitglieds Rainer. Alle eingehenden Beträge werden wir zur Beseitigung der Flutschäden verwenden.

Rainer Schamel
IBAN DE58 5001 0517 5549 3969 90
Betreff: Fluthilfe Movile

Vielen Dank für Eure Unterstützung!